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Erwerbungen für das Nationalmuseum für Geschichte und Kunst Luxemburg (MNHA).
Bei der Hampel-Auktion am 2. April 2020 haben wir einvernehmlich ein Stillleben mit einem Korb voller Früchte des Antwerpener Malers Jacob Foppens van Es (1596–1666) ausgewählt. Wir konnten es mit einer leichten Überschreitung der festgelegten Grenze erwerben. Das Gemälde hat hervorragende Maße: 65 × 98.
Van Es beweist hier erneut seine Virtuosität in der Stilllebenmalerei. Seine perfekt ausbalancierte Komposition ist um einen Korb angeordnet, der vor Früchten überquillt. Links stehen zwei Zinnteller, ebenfalls reich mit Früchten gefüllt, während rechts eine Blumenvase platziert ist, vor der ein Zweig mit Pflaumen liegt. Die Früchte sind so gewählt, dass ihre Farben besonders zur Geltung kommen, und die Blumen in der Vase fügen der Szene eine zusätzliche rote Nuance hinzu. Zur gleichen Zeit griff der Spanier van der Hamen ähnliche Kompositionsprinzipien auf, allerdings mit deutlich weniger leuchtenden Farben.
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Bei der Artcurial-Auktion am 18. November, in der zwei äußerst interessante Rubens-Gemälde angeboten wurden – eines davon wurde zwar von der Leitung des MNHA in Betracht gezogen, aber letztlich verpasst –, fiel mir auf, dass ein Werk eines seltenen französischen Malers, Samuel Massé (1672–1753), zurückgesetzt wurde. Massé wurde 1705 an der Akademie aufgenommen und spezialisierte sich auf mythologische Szenen, in denen Göttinnen, mehr oder weniger spärlich bekleidet, von Putti umgeben sind. Sein Akademie-Aufnahmewerk, das heute in den Beaux-Arts de Paris aufbewahrt wird, trägt den Titel Venus bittet Vulkan um Waffen für Äneas.
Ganz im Stil des 18. Jahrhunderts greift unser Gemälde dasselbe Thema auf und trägt den Titel Vénus chez Vulcain. Es gibt noch zwei hochformatige Werke im Musée des Beaux-Arts de Bordeaux (Vénus et Énée, Vénus et Vulcain) sowie ein ovales Gemälde im Musée de Caen (Mars et Vénus surpris par Vulcain), die alle von François Marandet untersucht wurden. Wir konnten für das bei Artcurial angebotene Gemälde ein Gebot abgeben und es erwerben. Mit seinen exzellenten Maßen (98 × 125) und dem geschwungenen Rokoko-Rahmen aus der Zeit lässt sich vermuten, dass es einst Teil einer Serie von Supraporte-Gemälden war. Nach und nach wächst die französische Gemäldesammlung des MNHA, die anfangs eher spärlich war, durch die Stiftungsgaben weiter an.
Am 30. April 2019 wurde im Palais Dorotheum in Wien ein Gemälde von Jan van Noordt, Jeune fille en Cérès, versteigert, mit einer eher bescheidenen Schätzung. Michel Polfer entschied sich dennoch dafür. Das Gemälde hatte eine ausgezeichnete Größe für ein Porträt: 76 × 63. Es zählt zweifellos zu den gelungensten Werken des Künstlers, insbesondere im Vergleich zu seinen anderen Porträts von Kindern und Jugendlichen wie Fille au panier de fruits, Garçon au faucon und Jeune bergère à la fleur
Van Noordt lebte im Amsterdam des 17. Jahrhunderts und malte historische oder religiöse Szenen sowie Porträts, hauptsächlich von Kindern. Besonders auffällig ist hier die brillante Darstellung der Kleidung und Pflanzen, aber vor allem der fesselnde Blick des Mädchens, das den Betrachter herausfordernd und zugleich unschuldig anblickt. Man wird regelrecht von diesem Blick eingefangen – genau darin liegt die Kunst des Malers. Der Mäzen war nicht der Einzige, der diese Wirkung spürte, denn nach der Auktion entschied sich ein englischer Wikipedia-Beitragender, genau dieses Porträt zur Illustration des Eintrags über van Noordt auszuwählen! Der etwas zu breite Rahmen aus geschwärztem Holz wird noch verschmälert.
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Im selben Dorotheum wurde am 22. Oktober ein Stillleben von Bartolomeo Bimbi versteigert, das Früchte auf zwei Steintischen in einer Landschaft zeigt, eine eher ungewöhnliche Anordnung für ein Stillleben, die er jedoch häufiger als andere Künstler nutzte. Rechts erhellt eine große blau-weiße Fayenceplatte die Komposition. Links findet sich eine kunstvoll dargestellte Distel, meisterhaft ausgeführt im Stil von Otto Marseus van Schrieck. Über den Früchten erhebt sich ein Obstbaum, der die Verbindung zur bewaldeten Landschaft schafft. Es handelt sich um ein beeindruckendes Werk in großem Format 96 × 130.
Bartolomeo Bimbi (1648–1729) wurde in Florenz geboren und verstarb dort. Er spezialisierte sich auf Stillleben und malte zahlreiche hochformatige Blumensträuße sowie breit angelegte Kompositionen mit Früchten und Gemüse. Berühmt wurde er durch den Schutz, den ihm Cosimo III. de’ Medici und dessen Sohn Ferdinand gewährten. Cosimo III., leidenschaftlich an Naturgeschichte interessiert, beauftragte Bimbi mit wissenschaftlich präzisen Gemälden der Flora und Früchte der Region. Diese Sammlung wird heute größtenteils in der Villa Medici in Poggio a Caiano präsentiert. Einige seiner Werke befinden sich jedoch in Privatbesitz. Sie sind meist beschriftet, entweder mit den Namen der verschiedenen Sorten auf einer in die Komposition eingefügten Notiz (Porro Milano aste, 21. Oktober 2009) oder auf einer unten im Gemälde angebrachten Tafel (William Doyle New York, 31. Januar 2018).
Bei der Auktion von Thierry de Maigret am 13. Juni 2018 wurde ein Stillleben von André Bouys (1656–1740) erworben, Déjeuner du peintre, datierbar auf 1737. Bouys ist vor allem als Porträtmaler bekannt, blieb jedoch etwas im Schatten seines Zeitgenossen Largillière. Seit 1688 war er Mitglied der Académie royale de peinture et de sculpture. Neben seiner wohlhabenden Kundschaft porträtierte er auch Künstlerkollegen, darunter Maler, Bildhauer und Musiker.
Gegen Ende seines Lebens änderte Bouys seinen Fokus grundlegend und wandte sich Genrebildern und Stillleben zu. In seiner Untersuchung über den Maler stellt Michel Faré fest, dass er einen ähnlichen Weg einschlug wie Jean-Étienne Liotard: Ab einem bestimmten Alter widmeten sie sich leidenschaftlich dem Stillleben und „schufen Werke von überraschender Modernität“. Tatsächlich hat dieses Stillleben wenig mit den kunstvollen Arrangements des 17. Jahrhunderts gemein. Die Tischdecke ist weder perfekt gefaltet noch gezielt zerknittert, sondern unordentlich und fleckig. Die Überreste der Mahlzeit sind echte Speisereste, ohne die vielschichtige Symbolik, die in niederländischen Stillleben oft zu finden ist.
Man ist zugleich erstaunt darüber, dass er so entgegen der damaligen Strömung gearbeitet hat, und begeistert von seiner Modernität, denn er kündigt einen Stil an, der sich erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts durchsetzen wird. Erst zu dieser Zeit wagen es die Maler, das Chaos ihrer Ateliers als Sujet zu wählen oder dort improvisierte, vage Stillleben auf zerknitterten Tischdecken zu inszenieren, wie es Cézanne tat. Indem André Bouys sich von den Konventionen abwandte, machte er dieses Gemälde zu einem Meilenstein in der Kunstgeschichte.
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Die zweite Anschaffung des Jahres 2018 ist ein äußerst spektakuläres Gemälde: Hercule et Omphale von François Perrier, erworben bei der Leclere-Auktion am 4. Juli. Dieser Maler gehört zu jener langen Reihe von Künstlern, die sich zu Beginn des 17. Jahrhunderts in Italien ausbildeten und dort ihre Karriere begannen. Sie wurden sowohl vom Einfluss Caravaggios als auch von klassischeren Malern geprägt. Perrier arbeitete zunächst mit Giovanni Lanfranco, einem Schüler von Annibale Carracci, dessen Stil ihn nachhaltig beeinflusste. 1645 kehrte er nach Paris zurück und schloss sich dem Attizismus an, der unter der Leitung von Eustache Lesueur stand, mit dem er am Bauprojekt des Hôtel Lambert auf der Île Saint-Louis arbeitete. Dieser Strömung folgten auch Laurent de La Hyre, Jacques Stella und Pierre Patel. Der Attizismus war eine Rückkehr zur klassischen Malerei als Reaktion auf die barocken Ausdrucksformen eines Simon Vouet oder das düstere Hell-Dunkel Caravaggios. Die Kompositionen sind stark durchdacht, wobei die vorbereitende Zeichnung eine große Rolle spielt, die geschmeidigen Figuren heben sich wie ein Relief ab, die Farben sind kräftig und leuchtend, und das Prinzip des Chiaroscuro wird nicht mehr verwendet. Perrier fühlte sich in diesem Stil wohl, da die Verbindung zu Annibale Carraccis Choix d’Hercule (in Neapel) offensichtlich ist. Durch seine zahlreichen Projekte stark beansprucht, produzierte er in den letzten vier Jahren seines Lebens nur wenige Gemälde – neben diesem sind acht weitere bekannt, die meisten davon in Museen.
Das Gemälde thematisiert ein bekanntes Kapitel der Herkules-Sage: Nach seiner Ankunft in Lydien setzt sich die dortige Königin Omphale, die gerade ihren Ehemann verloren hat, in den Kopf, den Helden zu verführen und ihn an sich zu binden. Doch sie geht noch weiter, indem sie den tapferen Krieger in einen häuslichen Diener verwandeln will – sie nimmt ihm seine Keule und gibt ihm stattdessen eine Spindel. Dieses Motiv inspirierte zahlreiche Maler. Bei Rubens zieht Omphale Herkules am Ohr, was ihm wenig behagt, andere zeigen die beiden in freundlicher Annäherung, während Boucher noch weiter geht und Keule, Spindel und Gewänder einer leidenschaftlichen Umarmung opfert. In Perriers Version dagegen herrscht ein anmutiges Spiel zwischen Musikern und Tänzern, dem sich Herkules bereitwillig hingibt, indem er ein Tamburin schwingt und Omphale zulächelt, deren makellos modellierte Gestalt sich in der Komposition abhebt. Im Zentrum lehnt sich ein kleiner Amor an Omphales Oberschenkel und blickt den Betrachter mit einem schelmischen Lächeln an, als wolle er ihn in die inszenierte Komödie einweihen. Im Hintergrund erscheint eine Landschaft, die den Arbeiten von Pierre Patel sehr nahekommt, ganz im Geist des Attizismus.
Das Werk tauchte vor weniger als zwanzig Jahren wieder auf und gelangte in die USA, wo es auf unterschiedlichste Weise vermarktet wurde – von klassischen Postkarten und Postern bis hin zu kurioseren Objekten wie Duschvorhängen. Am bemerkenswertesten bleibt jedoch das Urteil von Alvin Clark in seiner 2001 erschienenen Perrier-Biografie: „Dieses Gemälde sowie Les Adieux de saint Pierre et saint Paul im Musée des Beaux-Arts de Rennes gehören zu den beiden schönsten Werken Perriers im attischen Stil.“
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Am 6. Dezember wurde bei Sotheby’s London ein Gemälde versteigert, das die Aufmerksamkeit aller Kenner auf sich zog: eine äußerst kraftvolle Krönung mit Dornen, Schule von Bologna aus dem späten 17. Jahrhundert. Es handelt sich um ein großformatiges Werk (175 × 140), das bereits zuvor in Auktionen erschienen und von Fachleuten kommentiert wurde. Sie erkennen darin den Einfluss von Ludovico Carracci, der in Bologna lebte und arbeitete, und nennen Felice Torelli oder Aureliano Milani als mögliche Urheber. Tatsächlich ist das Gemälde im Louvre dem Werkverzeichnis von Milani zugeordnet und entspricht dem kraftvollen Stil seiner frühen Jahre. Allerdings wurde Milani erst 1675 geboren, sodass er es nicht gemalt haben könnte, wenn die Datierung auf 1680 zutrifft. Professor Benati hingegen hält es für ein Werk von Giovanni Gioseffo Dal Sole und stützt sich dabei auf eine Bestellung durch eine Kirche in Bologna für zwei Gemälde – eine Geißelung und eine Dornenkrönung. Dal Sole wurde 1654 geboren und könnte das Gemälde somit um 1680 geschaffen haben.
Nachdem das Gemälde lange Zeit Aureliano Milani zugeschrieben wurde, kam es 2016 im Palais Dorotheum in Wien als Werk der emilianischen Schule zur Auktion. Der Verfasser des Auktionskatalogs hebt die zahlreichen Bezüge zu Kompositionen von Ludovico Carracci hervor, die sich in diesem Werk finden. Er stellt fest: „The present powerful composition shows a firm construction of forms and a skilful rendering of anatomy and body volumes, modelled in a full and vigorous manner.“ Dem kann man nur zustimmen und sich gleichzeitig darüber wundern, dass eine so kraftvolle Komposition weiterhin anonym bleibt. Hoffentlich wird dies nicht mehr lange der Fall sein.
Im Dezember 2017 versteigerte Christie’s in London ein großes Gemälde (98 × 135) von Jean-François de Troy, Suzanne et les vieillards, ein bekanntes Thema, das er bereits zuvor behandelt hatte. Das Werk wurde um 1748 in Rom gemalt. Zu dieser Zeit leitete de Troy, der von 1679 bis 1752 lebte, dort die Académie de France.
Im Gegensatz zu seinem Vater François, der als Porträtmaler tätig war, widmete sich Jean-François de Troy der Historienmalerei und schöpfte seine Inspiration aus der Mythologie, der Bibel oder der Antike. Seine eleganten Kompositionen kündigen bereits die Werke seines jüngeren Zeitgenossen François Boucher an.
Das Gemälde wurde als Atelierkopie des Originals bezeichnet, das sich im Museum von Puerto Rico befindet. Das Problem dabei ist, dass de Troy in der Zeit, in der er die Académie de France leitete, eigentlich kein Atelier hatte. Vom selben Künstler besitzt das Museum von Puerto Rico zudem ein Loth et ses filles, das als Pendant zu dem anderen Werk betrachtet wird. Beide Bilder wurden einst von dem renommierten Sammler La Live de Jully erworben und erscheinen im Verkaufskatalog seiner Gemälde mit identischem Format von 135 cm. Damit handelt es sich um ein echtes Paar, das allerdings im 19. Jahrhundert auseinandergerissen wurde. Im 20. Jahrhundert wurde es durch einen Mäzen wieder vereint und dem Museum von Puerto Rico gestiftet. Doch ein Blick in den Katalog des Museums zeigt, dass sein Exemplar von Suzanne et les vieillards lediglich 126 cm misst, ohne dass Substanz verloren gegangen wäre. Das Original ist somit nicht das, was man bisher annahm. In jedem Fall schließt die außergewöhnliche Qualität der Malerei aus, dass es sich lediglich um eine Atelierarbeit handelt.
Die Szene spielt in einem Hafen im Süden des Peloponnes, möglicherweise in Néapoli. Der König von Sparta, Menelaos, auf der Suche nach Weissagungen, erwartet das große Orakel der Venus, das aus Kythera kommt. Dort ist seine Galeere auch schon. An ihrer Spitze Paris, als großer Wahrsager verkleidet. Er singt:
Et tsing, tsing, balaboum, balaboum,
Balaboum, poum, poum!
La la itou, poum, poum!
Als Gegenleistung für seine Prophezeiungen fordert er das Opfer von hundert weißen Rindern und die Begleitung der Königin von Sparta, Helena, nach Kythera. Menelaos stimmt ohne Zögern zu. Der Seher Kalchas deckt die Täuschung auf. Doch es ist zu spät! Die Galeere hat den Hafen bereits verlassen, mit den vereinten Liebenden Paris und Helena an Bord, die nicht nach Kythera, sondern nach Troja segeln...
So endet Die schöne Helena von Jacques Offenbach mit einem Libretto seiner bewährten Gefährten Meilhac und Halévy.
Antonio Molinaris Interpretation unterscheidet sich deutlich und kann als wesentlich klassischer angesehen werden. Es handelt sich um eine Entführung, bei der die Männer des Paris kämpfen, um die Schöne unter Kontrolle zu bringen. Ein kleines Detail sticht jedoch besonders ins Auge: die zerbrochene Perlenkette. Bereits damals galt eine Perlenkette für einige als Zeichen von Frauen zweifelhafter Tugend – doch zerbrochen erst recht. Tatsächlich ist dies nicht Helenas erste Entführung, denn als junges Mädchen wurde sie bereits von Theseus geraubt. Zudem sind ihre zahlreichen Verehrer bekannt, die von ihrer Schönheit hingerissen sind, und dass sie sich Paris’ Avancen schon in Menelaos’ Abwesenheit hingegeben hat. Man könnte sagen, dass sie sich hier nur zum Schein wehrt, um den äußeren Anschein zu wahren.
Wie so oft hat Molinari ein zweites Gemälde zu diesem Thema geschaffen, das sich in der Northampton Art Gallery befindet. Hier sind die Angreifer vertauscht – Paris, der eine Rüstung trägt, steht nun rechts –, doch es scheint weniger gelungen, sei es in Bezug auf die Komposition, die Farben oder bestimmte Details. Die Maße betragen 131 × 173, während das Gemälde im MNHA 139 × 149 misst. Alberto Craievich datiert sie auf das späte 17. Jahrhundert.
Antonio Molinari, geboren und gestorben in Venedig (1655–1704), wurde von Antonio Zanchi ausgebildet. Er steht in der Tradition des Barock, das ein Jahrhundert zuvor in Italien entstanden war, und spielt mit Farben, Lichteffekten und der Bewegung der Figuren. Man kann ihn durchaus als würdigen Nachfolger von Rubens betrachten.
Hier präsentiert er eine kraftvolle Komposition, die den Raum ausfüllt und besonders durch ihren Bildausschnitt besticht. Aus der Auseinandersetzung der Figuren geht eine fast paroxysmale Energie hervor – wenige Werke des Seicento erreichten eine solche Wirkung.
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Einige Wochen später konnte die Stiftung unter hervorragenden Bedingungen eine Marine von Joseph Vernet für das Museum erwerben. Es handelt sich um eine Schiffbruchszene bei Sturm, signiert und datiert mit Rom, 1745. Vernet war 1734 nach Rom gegangen und übte dort sein Können inmitten der bedeutenden französischen Künstlerkolonie aus. Das Gemälde misst 123,5 × 156 und gehört zu den größten Formaten der frühen Phase seiner Karriere. Erst 1753 kehrte er nach Frankreich zurück, um die königliche Auftragsserie der französischen Häfen zu erfüllen.
Er schenkte das Gemälde seinem Kollegen Joseph-Marie Vien, der gerade in die Ewige Stadt gekommen war, nachdem er den Prix de Rome erhalten hatte. Vien, zwei Jahre jünger als Vernet, war wie er ein Mann des Südens. Besonders bemerkenswert ist, dass die vollständige Provenienz des Gemäldes bekannt ist: Aus Vîens Nachlass gelangte es im 19. Jahrhundert nach Irland und im 20. Jahrhundert nach England. Während immer wieder Fälschungsskandale die Kunstwelt erschüttern – sei es bei Gemälden oder Möbeln –, fällt auf, dass sie stets Werke ohne dokumentierte Herkunft betreffen. Genau deshalb ist die Provenienz so entscheidend.
Die Bereicherung der nationalen Sammlungen gehört zu den satzungsgemäßen Zielen der Stiftung La Marck, die vorrangig Objekte mit Bezug zur Geschichte Luxemburgs sucht, andernfalls aber auch Kunstwerke, die öffentliche Sammlungen ergänzen können.
In diesem Rahmen finanzierte sie kürzlich drei Erwerbungen für das MNHA: einen Meissener Porzellanteller aus dem Service von Großherzog Adolph mit seinem Monogramm sowie zwei Gemälde aus der spanischen und italienischen Schule. Das italienische Gemälde zeigt die Reue des heiligen Petrus, ein Motiv, das in mehreren Versionen bekannt ist und auf Guido Reni zurückgeht. Die Schwierigkeit liegt in der Existenz einer produktiven Werkstatt, die erfolgreiche Werke vervielfältigte, ohne dass die direkte Beteiligung des Meisters eindeutig gesichert ist. Die als Referenz geltende Version befindet sich in der Eremitage und stammt aus der berühmten Sammlung Crozat, die 1772 von Katharina der Großen über Diderot en bloc erworben wurde – eine Transaktion, die zu Recht einen öffentlichen Skandal auslöste. Das Gemälde in der Eremitage, das um 1635 gemalt worden sein soll und 73 × 56 misst, befindet sich nicht in bestem Zustand, es sei denn, es wurde kürzlich restauriert.
Die Version im MNHA zeichnet sich durch ihre Größe von 91 × 72 aus und durch ein Detail, das in keiner anderen Version zu finden ist: eine Tischplatte vor dem Heiligen, auf der sein Emblem ruht – zwei gekreuzte Schlüssel. Kunden, die Gemälde bestellten, begnügten sich oft mit Repliken, konnten aber auch individuell angepasste Werke verlangen, was belegt ist. Guido Reni selbst malte zahlreiche Porträts von Heiligen, darunter alte Männer, deren Gesichtszüge seinem heiligen Petrus ähneln. Die einzige Möglichkeit, ihn eindeutig zu identifizieren, war sein Emblem. Das Gemälde ist zweifellos ein kraftvolles Werk, eine wahre Meisterleistung, was seinen Erfolg erklärt. Es stammt vermutlich aus einer Werkstatt, doch sein Autor konnte mit Unterstützung von Professor Benati von der Universität Bologna, einem renommierten Experten für Guido Reni, identifiziert werden: Es handelt sich um einen seiner engsten Mitarbeiter, Antonio Giarola (1597–1674), geboren in Verona, der lange in Bologna tätig war und dessen Werk zunehmend erforscht wird.
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Das zweite Gemälde wurde von dem für die Auktion zuständigen Experten Francisco de Burgos Mantilla (1612–1672) zugeschrieben. Es zeigt zwei Bauern bei Tisch. Tatsächlich wurden die Figuren dieser beiden Bauern aus einem berühmten Gemälde von Velázquez übernommen: Los Borrachos oder Der Triumph des Bacchus von 1628. Die fröhliche Gesellschaft, die sie umgab, ist verschwunden, ebenso der stark von Caravaggio beeinflusste Bacchus. Stattdessen sind die beiden Bauern mit markanten Gesichtern nun dabei dargestellt, wie sie eine Schale Suppe essen, vor sich eine mit Speisen reich gedeckte Tafel. Die kunstvolle Anordnung der Lebensmittel deutet auf einen Stilllebenspezialisten hin. Manche könnten argumentieren, dass ein weiteres Gemälde von Velázquez als Inspirationsquelle gedient haben könnte: Das Mahl oder Drei Männer am Tisch, zehn Jahre älter und in der Eremitage aufbewahrt, wo sich die gleiche Sorgfalt in der Darstellung der gedeckten Tafel zeigt. Das Mahl existiert zudem in einer weiteren Version in Budapest, in der einer der Männer durch eine Dienerin ersetzt wurde – eine Zuschreibung, die jedoch umstritten ist.
Burgos Mantilla bleibt in vielerlei Hinsicht ein rätselhafter Maler. Tatsächlich ist er nur durch ein einziges signiertes und datiertes Gemälde bekannt (Nature morte aux fruits secs, Yale University Gallery, 1631). Ein weiteres, das Disteln darstellt, wird ihm zugeschrieben und befindet sich im Prado – und das war’s!
Dabei ist sein Leben recht gut dokumentiert: Er war ein äußerst aktiver Kopist, sowohl von Velázquez als auch von italienischen Meistern, zudem als Experte mit der Inventarisierung von Gemäldesammlungen betraut. Schließlich verband ihn eine enge Freundschaft mit Velázquez, was sich darin zeigt, dass dieser ihn 1658 bat, als Zeuge für seinen Adelstitel einzutreten.
Was seine eigene kreative Tätigkeit betrifft, berichten Zeitgenossen von seinem Geschick im Porträt- und Stilllebenmalerei – ausgerechnet die beiden Themen, die auch in unserem Gemälde zusammenkommen. Es bleibt noch Forschungsarbeit zu leisten, doch die Untersuchung dieses Werks könnte das Verständnis der Beziehungen zwischen Velázquez und seinen Freunden sowie Schülern weiter vertiefen, wie es bereits die Ausstellung 2015 im Grand Palais in Paris eindrucksvoll gezeigt hat.
Postskriptum: Der Bezug zu Luxemburg? Der Großherzog Henri ist ein Nachkomme von Velázquez!